Die Weiterentwicklung der Aufstellungsarbeit in der “Griechischen Schule” (Hellenic Family Constellations)
Dr. Dimitris Stavropoulos studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie in München, er ist Gründer und Leiter des Griechischen Bert Hellinger Instituts für Systemische Aufstellungen, International anerkannter Aufsteller, Ausbilder und Supervisor sowie Systemischer Therapeut (EFTA).
Er entwickelte auf Basis der Hellinger’schen Familienaufstellungsarbeit die „griechische Schule“, die sich sowohl inhaltlich erweitert als auch vom Prozess & seinen Rahmenbedingungen unterschéidet.
Wie Hellinger schreibt und Stavropoulos in den Mythen wiederfindet, ist Aufstellung eine
„Wissenschaft in Bewegung“, dh sie reicht immer wieder über sich hinaus. Und wer sich einlässt auf diese Bewegung wächst ebenfalls über das Frühere von Augenblick zu Augenblick hinaus‘ (Hellinger, Liebe des Geistes 2008)
Die wichtigsten Weiterentwicklungen sind:
- inhaltlich: die sogenannte Gruppenresonanz-Aufstellungsmethode und
- die Einbindung von altgriechischen Mythen/Archetypen in die Aufstellungsarbeit
- sowie die Arbeitsweise im Kollektiv von Lehrer und Schülern
- der Umgang mit den Rahmenbedingungen
Die Gruppenresonanz Methode
Indem Stavropoulos die Mythen aufgestellt hat, wurde uns allen relativ schnell klar, dass wir die systemischen Verstrickungen auch auf eine archetypische Art und Weise angehen, aufdecken, und lösen wollen.
Das bringt mit sich, dass es keine individuelle Aufstellung, die sich nur auf einen Menschen und sein Anliegen bezieht geben kann, sondern dass jede Aufstellung sowohl dem Fallbringer als auch allen anderen Beteiligten, seien sie Repräsentanten oder „Zuschauer“ seine eigene Verstrickung aufzeigt.
Dies weist eine Parallele zum griechischen Theater auf, das ja nie als blosse Unterhaltung gedacht war, sondern immer durch das Mit-Durchleben von Jammer/Rührung/Mitleid und Schrecken/Furcht (griechisch éleos und phóbos) auch Methexis und Katharsis beinhaltete. Methexis heisst Anteilnahme,Katharsis war ein Begriff aus der Sphäre des Sakralen und bezeichnete die kultische Reinigung bzw im übertragenem Sinn eben auch seelische Läuterung.Gemäß der Katharsis-Konzeption von Aristoteles geht man davon aus, dass der Zuschauer der Tragödie als deren Wirkung auch eine Läuterung seiner Seele von diesen Erregungszuständen erfährt (Poetik, Kap. 6, 1449b26).
Beides bedeutet, dass der Zuschauer nicht nur Beobachter ist, sondern auch Teilnehmender/ Beteiligter/Betroffener. Somit wurde die Aufstellungsarbeit ein Gruppenprozess und nicht mehr eine „Einzeltherapie“ und der Begriff Gruppenresonanzaufstellung dafür geprägt. (Stavropoulos,2002).
Die Arbeit mit Mythen/Archetypen
Wenn man die griechische Mythologie und die Tragödien betrachtet, dann erkennt man, dass sie Familiensagas und Familiendramen beschreiben. Da diese Archetypen für uns alle Gültigkeit besitzen und uns auf die archaischen Schicksalsgemeinschaften, von denen wir abstammen, verweisen, können wir die Verbindung mit sehr weitgreifenden Feldkräften und Bewegungen erahnen.Was liegt also näher als zu versuchen, diese beiden Ressourcen einander anzunähern und zu verbinden?
Wenn man zur Antike zurückblickt, dann erkennt man, dass die Griechische Mythologie, die tragödien und vor allem die Philosophie als Mittel eingesetzt werden, um die verborgenen Kräfte, welche das Schicksal vorgeben aufzudecken und gleichzeitig auch Freiheitsräume die Handlungsmöglichkeiten eröffnen zu einer gelungenen Schicksalsänderung aufzuzeigen.
Denn im griechischen Weltverständnis gab es neben den Göttern des Olymp auch zahlreiche Schicksalsmächte deren wirkende Kräfte, das Leben der Menschen beeinflusste bzw. auch bestimmte. Es gab ein Schicksalsverständnis, das nur begrenzten Spielraum für persönliches Eingreifen bereithält. Wer dieses Schicksal nicht akzeptiert und dagegen handelt überschreitet eine mächtige Grenze und durch diese anmassende Tat (Hybris) entstehen dann Verstrickungen in der Schicksalsgemeinschaft (Familie/ Sippe), die über Generationen hindurch Wirkung zeigen. Diese verstrickten Schicksalsbindungen der Systemmitglieder können durch die Aufstellungen ans Licht gebracht und dadurch gesehen, wahrgenommen, anerkannt und erlöst werden. Denn bei der Aufstellungsarbeit geht es darum, einen Ausweg aufzuzeigen, indem man von einer vermeintlich notwendigen Schicksalsänderung zur Schicksalsannahme überzugeht (Anerkennen was ist).
Im Altgriechischen bedeutet Therapie (gr. Θεραπεια) etymologisch erst Dienst an Gott/Geist und später erst Dienst am Menschen.So wurde sie auch praktiziert .Es war immer eine Kraft, die über das menschliche hinausgeht beteiligt. Aus dieser Sicht läuft Psychotherapie Gefahr läuft, bei ausschliesslichem Dienst am Menschen in Täuschung zu verharren während die Aufstellungsarbeit als Philosophie den Dienst am Gott/Geist integriert (Hellinger).
In einer solchen Annäherungs-/weise kann man erfahren, wie immer wieder durch die Einzelschicksale auch eine archetypische Dynamik wirkt und wie diese Miteinbeziehung zu Interpretationen jenseits unserer üblichen führen.
Die Arbeit in der Gruppe
Die Methode der griechischen Schule wird – auch wenn D. Stavropoulos sozusagen der Pionier ist – von Anfang an kontinuierlich von gemeinsam mit seinen SchülerInnen weiterentwickelt.
Es geht darum in der Zusammenarbeit in der Gruppe mit den Schülern zu neuen Erkenntnissen zu kommen und alle auch am Erfolg teilhaben zu lassen. Es geht hier – im Gegensatz zu Hellinger’s Solo (bzw später als Paar mit seiner Frau Sophie) als Wir Prozess.
Die Rahmenbedingungen
Im folgenden möchte ich eine Zusammenfassung der Grundsätze und CHARAKTERISTIKA der Griechischen Schule im Überblick geben, einerseits die Rahmenbedingungen betreffend
- Wir sind in Resonanz mit der Quelle Bert Hellinger und anerkennen ihn als den Vater der Familien Aufstellung im allgemeinen, Stavropoulos als den Vater der Griechischen Schule und Mythenaufstellung.
- Das entspricht einer traditionellen Meister-Schüler Beziehung. Diese beruht auf einem Prinzip der Gleichwertigkeit, das uns Stärke und Kraft gibt. Die Dynamik Macht-Berater versus Abhängigkeit-Klient wird behandelt, indem das gemeinsames Ziel im Blick gehalten wird- erstrebt wird. Und ergänzt sich dadurch, dass alle Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtetsind.
- Aufstellung wird als Therapie im Sinne von Methexis und Katharsis praktiziert dh. die persönliche Aufstellung steht nicht (mehr) im Vordergrund.
- Aus diesem Grund heraus, gibt es in der Griechischen Schule keine Unterschiedezwischen AnliegenBringer, Repräsentantinnen und Zuschauern, jeder hat den gleichen Platz und alle zahlen daher auch den gleichen Preis.
- Es gibt daher auch keine vorgeplante persönliche Aufstellung, da sich das vorrangige Thema durch die Gruppenresonanz zeigt. Es gibt meistens ein Thema oder einen Mythos, der für den Tag angesetzt wird, aber Es gibt keine vorgeplante persönliche Aufstellung und das Thema kann auch dann ein ganz anderes werden als das was angekündigt war, da sich das vorrangige Thema durch die Gruppenresonanz zeigt
- Auch in der Rolle als „Zuschauer oder Stellvertreter“ sowohl eines Archetyps wie auch bei persönlichen Aufstellungen werden persönliche Themen überarbeitet
- Es herrscht ein generelles Prinzip der Freiheit in Bezug auf Zeit, Raum und Geschehen, ein Prinzip der Inklusion, das einen Ausgleich zur im Alltag praktizierenden Praktik des Ausschließens, das ja Verstrickungen auslöst/bedingt herstellt, d.h. im Einzelnen.
- Alle können mitmachen bei einer Aufstellung ob Kinder, Ältere, Kranke, Tiere keiner ist ausgeschlossen. Eine Mutter kann immer mit ihrem Baby dabei sein, jeder hat (s)einen Platz
- Freie Bewegung immer. Es wird vorgeschlagen zu sitzen, aber wenn jemand liegen oder stehen will, wird er nicht nur geduldet sondern auch als Element für das Vorgehen wahrgenommen. Gemäß der Gruppenresonanz ist das gerade sein Prozess und dieser wird mit eingeschlossen. *
*Fussnote Ich verdanke dieses Große Reichtum des erlebten und jetziges Verständnis und Rolle als Aufstellerin nur weil Dimitris mich hat durch ein großen teil der Ausbildung schlafen lassen. Ja es gab diese fase bei mir wo ich nur durchgeschlafen habe der schlaf war nicht zu verhindern und tief. Urgent wann haben Mitschüler rebelliert und bei Dimitris geklagt was macht sie dar schläft nur kann sie auch raus gehen oder gar nicht kommen. Dimitris aber hat gesagt:“ So, kann sie mit uns sein, in diesem Moment.“ - Jeder kommt und geht wann er will. Der, der verspätet kommt ist oft das fehlende Element oder die andere Kraft der „apomichanis theos“ dh. der „Deus ex machina“ für die Aufstellung, die gerade läuft.
- Handys werden in Freiheit angelassen oder abgedreht – ein Telefonat sagt auch was
- Natürlich bevorzugen auch wir die Ruhe da sie den Resonanz Prozess klarer macht,aber wir lassen auch die Unruhe zu.
- Wir erlauben viele Aufstellungen oder Bewegungen der Aufstellung gleichzeitig im Raum.
- Wir gehen auch mehrere Anliegen gleichzeitig an: haben wir zB. zwei Mütter und zwei Töchter mit Problemen können wir mit Klitemnestra und Elektra oder Demeter und Persephone arbeiten oder wenn es mehrere Paare gibt mit den Mythos beide Anliegen angehen.
- Die Hellinger Mini Aufstellungen machen wir mit 4 Archetypen oder Bewegungen. Zum Beispiel für Neubeginn in unserem Leben habe ich die vier Phasen der Göttin der Mondin Selene gemacht.
- Wir sind beharrliche oder auch grosszügige Therapeuten – wir geben uns die Zeit , die es braucht – Aufstellungen haben auch schon 4 Stunden lang und mehr gedauert.
- auch wenn das Freiheitsprinzip herrscht, wird, wenn jemand gehen will, dieser angesprochen nach seinen Gründen- das folgt dem Prinzip, dass das Gehen ein Symbol eines Ausschlusses, der in/für die laufende Aufstellung relevant ist darstellen kann, weshalb das Gehen erforscht und somit miteinbezogen wird
- umgekehrt kann es auch sein, dass die Aufstellung/ das Seminar viel früher zu Ende ist als angenommen und dann auch alles beendet wird. (dh Nicht die Uhrzeit sondern das Ergebnis zählt)
- wir arbeiten auch in der Folge mit der Umsetzung des Lösungsbildes (mehr dazu im Kapitel Family Constellation in Everyday Life Practice)
Besonders dieser letzte Punkt ist mir in meiner Arbeit sehr wichtig und ich bin auch eine der Personen, die maßgeblich an dessen Entwicklung beteiligt war.Bei der Umsetzungsarbeit spielt das sogenannte „Opfer“ eine entscheidende Rolle.
Dr. Dimitris Stavropoulos bietet eine 2-jährigen Ausbildung zum “Systemischen Aufsteller” an. Diese Ausbildung wird durch die DGfS anerkannt. Dr. Stavropoulos ist anerkannter Systemaufsteller.
Den detaillierten Kursinhalt finden Sie hier.
Die Mythenaufstellung
Das Orakel von Delphi
Der Mythos von Chiron
Der Mythos von Iphigenie
Was sind „Mythen-Aufstellungen“?
Die Griechen Dimitris Stavropoulos und Dina Kamba, die seit Jahren das Aufstellen griechischer Mythen im Griechischen Bert Hellinger Institut für systemische Aufstellungen in Athen erforschen, haben die Epen, Mythen und Tragödien der Antike systemisch „nachgelesen“ und konnten dabei ;archetypische Verstrickungen des Familiensystems und von Großsystemen (Staaten, Kulturen, Religionen, Geschlechter etc.) aufdecken. Diese Grundmuster kannten bereits die Griechen der Antike und verarbeiteten sie in Dichtungen und im Theater. Bereits das antike Theater zielte auf Lösung von Verstrickungen und Heilung. Es arbeitete mit der Anteilnahme (Methexis) und der Katharsis (Seelenläuterung), um die Zuschauer mit der verborgenen Ordnung zu verbinden. So kann das antike Theater als Vorläufer der modernen Aufstellungen betrachtet werden.
“Mythen-Aufstellungen” zeigen die Schicksalszwänge, welche uns in Schicksalsgemeinschaften auferlegt werden, und „es wird der mögliche Spielraum zur Schicksalsänderung deutlich, der letztlich über die Annahme des Schicksals führt“ (D. Stavropoulos). Wir erkennen in den Tragödien, dass das Tragische durch Auflehnung gegen das Schicksal entsteht: Deutlich wird dies an Ödipus vorgeführt, der gerade wegen seiner Auflehnung gegen das vom Orakel in Delphi prophezeiten Schicksal zum Vatermörder wird. Was wäre geschehen, wenn er sein Schicksal angenommen hätte?
In der Seelenbewegung zeigen sich Lösungen, die die Stellvertreter durchleben. Die Antike kannte als Lösung die Bestrafung oder die Sühne durch den ordnenden Eingriff der Götter. In den „MythenAufstellungen“ erfahren wir ganz neue Dimensionen der Lösung, wenn die verborgenen Ordnungen der Liebe und des Geistes ans Licht kommen und uns in die Tiefen unserer Existenz blicken lassen. Wir begegnen dem Schicksal, Gottheiten, der Familie, dem Krieg, dem Mann, der Frau, dem Paar, dem Helden, der Geburt und dem Tod, und lösen und heilen uns durch Annahme. Wir erfahren uns auch mit unseren Einzelschicksalen in diese Bewegungen eingebettet.
Bei „Mythen-Aufstellungen“ wurde eine neue Methode entwickelt, die der Allgemeingültigkeit von Mythen entspricht: Es ist die „Gruppenresonanzmethode“, bei der zu Beginn der Aufstellung nur einige wenige Stellvertreter für die Hauptpersonen aufgestellt werden, die zu agieren beginnen. Nach und nach werden immer mehr Teilnehmer vom Seelenfeld „gerufen“, so daß sich die archetypische Seelenbewegung auf ihre eigene, von den Leitern unabhängige Weise entwickeln kann (u.U. auch ganz unabhängig von der überlieferten Mythologie). Es wird spürbar, wie sich das Aufstellungsfeld über die anfänglichen Stellvertreter hinaus erweitert. Viele Teilnehmer werden derart stark erfasst und in die Bewegung gezogen, wie es die Stellvertreter bei Familienaufstellungen kennen.
Beispiel
Besonders interessant ist dabei, wer in welche Position gerufen wird. Das archetypische Seelenfeld
scheint die zu rufen, deren individuelles Thema sich dazu in Resonanz befindet, wie dies von allen
Beteiligten beschrieben wird. Ich war selbst bei der Aufstellung der Ilias und Odyssee anwesend und
wurde plötzlich vom „Krieg“ gerufen. Ich konnte es nicht ablehnen. Jeder Widerstand war zwecklos
und ohnmächtig und weinend trat ich in den Krieg ein, fühlte mich als eine Stadt, die durch
Bündnisverpflichtungen in den Krieg treten mußte – mit all den damit verbundenen Schmerzen.
Ich war Opfer und Täter gleichzeitig und trat den Gang wie zum Schafott an. Zuerst noch
niedergeschmettert wuchs meine Kraft, als Odysseus‘ Mut mich stärkte und dann auch die Göttin
der Gerechtigkeit mir die verborgene Liebe hinter der Täter/Opfer-Dramatik spüren ließ. Ohne genau
zu wissen, wie es geschah, änderte sich in meinem Inneren etwas: Nachdem mich die durch den
Krieg tanzende Liebe noch zusätzlich inspirierte, war ich „Mitgefühl“, wurde selbst zum schützende
Baum für die Hilfesuchenden. Als der „Krieg“ wieder vor mich trat, hatte er seine Furcht einflößende
Macht verloren. Diese Aufstellung hat mich bei meiner individuellen Täter/Opfer-Thematik in eine
heilsame Lösung geführt und mir gezeigt, wo ich Kraft für eine Lösung finden kann: Beim nicht
urteilenden mutigen Mann, bei der Essenz von Gerechtigkeit, die ebenfalls nicht urteilt, und bei der
Liebe.
In dieser Weise verbinden sich individuelle und archetypische Themen, kommen in Bewegung und drängen selbständig zur Lösung. Alle Seminarteilnehmer beteiligen sich gleichwertig, sind gleichwertig in der Seelenbewegung, lösen „ihr“ Thema und erfahren die archetypische Dimension darin, die über das individuelle Schicksal hinausgeht.
Griechisches Bert Hellinger Institut fuer Systemische Aufstellungen ®
Direktor : Dr. Dimitris Stavropoulos
International anerkannter Therapeut, Ausbilder, Supervisor fuer Systemische Aufstellungen
EFTA (European Family Therapy Association)
HELLASYTH (Hellenische Gesellschaft Systemischer Therapie)
ISCA (Iternational Systemic Constellation Association)
DGfS (Deutsche Gesellschaft fuer Systemaufstellungen)
Athen-Griechenland
Georgoula 14, GR- 11524 Athen
Tel : 0030-210- 68 29 327, Fax : – 68 97 899, handy: 0030-6971 53 22 53
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